Heute ist der 20.Februar 2011, vor ziemlich genau 22 Jahren war ich mit einem Kollegen am Schnifner Übungshang und absolvierte dort meine allerersten Hüpfer am Gleitschirm ins Ried. Wolfi Natter, der anschließend vorbeikam, hat garnicht mal so geschimpft, obwohl ich seinen Übungshang benutzt hatte, ohne jemals später bei ihm Flugschüler gewesen zu sein.
Allerdings, den allerersten Kontakt mit der Fliegerei hatte ich schon gute 15 Jahre früher, in einem Bericht aus Das Beste aus Reader's Digest:
"Drachenfliegen, ein Sport für Spinner?"
Drachen kannte ich, die baute man sich selbst mit ein paar Holzstäbchen, Packpapier, Wolle und Garn aus Mama's Nähkästchen und jede Menge Seidenpapierschleifen. Wenn das Taschengeld gelangt hat, konnte man sich auch so ein Plastikding mit aufgedrucktem Adler, Bussard oder Roten Milan kaufen (und nach einer härteren Landung auch gleich wieder wegschmeißen, diese Plastikbauweise war nahezu irreparabel).
Was konnte das nun auch mit "Spinnerei" zu tun haben?
Und so vertiefte ich mich in den Artikel und kam aus dem Staunen nicht mehr raus, dass man mit Sachen, die ich vom Camping her kannte: Plachen, Stangen, Schnüre - sich den Traum vom Fliegen erfüllen können sollte?
Es hat mich ein paar schlaflose Nächte gekostet - einerseits die Vorstellung, den Rodelhügel hinterm Haus hinunterfliegen zu können, andererseits die vergeblichen Bemühungen, den verschollenen "Onkel aus Amerika" aufzutreiben, der mir doch bitteschön so ein Ding schicken soll. (nicht zuletzt der subtilen Hirnwäsche des erwähnten Reader's Digest war meine fixe Idee zu verdanken, dass doch alles Tolle und Gute aus Amerika kommen muß - in den drauffolgenden Jahren sah ich dies dann weitestgehend differenzierter).
Und dann tauchten die ersten Geräte auch bei uns auf und ich konnte am Golm (damals noch "Nur-Schifahrer") die ersten Starts beobachten. Vorher sah ich aber auch noch, wie die doch recht sperrigen 30-Kilo-Pakete zuerst in den einen Schrägaufzug eingeladen, dann in der Mittelstation in den anderen Wagen rübergeschleppt und schließlich noch auf der Schulter am Grüneckschlepplift hochtransportiert wurden. Hatte doch auch einiges mit Kraftsport zu tun!
Der Startplatz war fast an der gleichen Stelle wie unser heutiger, etwas weiter vorn, wo es steiler wurde, als Startrichtung wurde NO gewählt. Einige starteten problemlos mit Schi und ich konnte fasziniert das Abgleiten Richtung Tschagguns beobachten - alles andere als lautlos, die Dinger knatterten damals noch ziemlich.
Bei einem Fußstarter konnte ich auch beobachten, was passiert, wenn man zu früh mit dem Laufen aufhört - das Trapez streifte im Schnee und Gerät samt Pilot fabrizierten einen anständigen Überschlag - glücklicherweise war nichts ernstliches passiert, aber der Pilot mußte nun sein aus einigen etwas verbogenen Stangen bestehendes Päckle wieder auf dem gleichen Weg nach unten schaffen - ich beneidete ihn nicht wirklich.
Trotzdem war ich überzeugt, wenn ich dann mal groß bin...
...dann bin ich groß geworden (oder zumindest mal lang), doch fehlten mir noch einige Zeit:
(lauter unerwünschte Nebenwirkungen des studentischen Daseins halt)
Als ich dann von den ersten Bergsteigern hörte, die sich mit einem Schirm den Abstieg ersparen, und der soll so in einen mittleren Rucksack noch hineinpassen, und als ich dann auch immer regelmäßiger die Schirme vom Sennigrat runtergleiten sah', war meine Zukunft unweigerlich vorherbestimmt:
Einfacher geht's nun nicht mehr!
Nach dem Grundkurs im April 1989 bei einem anderen Wolfgang (Zach) in Puchberg am Schneeberg stand nun meinem Traum endlich nichts mehr im Wege.