"Ein Hochleister mit gutmütigsten Eigenschaften" - so stand es im Betriebshandbuch. Baujahr 1987 - von der Leistung her durchaus noch vergleichbar mit dem Brizair 10, den ich bei der Schulung geflogen bin.
Am besten wird die Leistung durch ein Zitat aus der Montafoner Szene beschrieben:
"Mit dem Schirm kann man am Sennigrat starten, bis um die Tschaggunser Kirche fliegen - und kommt sogar noch zum Landeplatz bei der Zamangbahn zurück!"
Für die 1700 Höhenmeter vom Sennigrat bis zu Landeplatz brauchte man bei normalen Verhältnissen 12 Minuten, mit ein bisschen Thermik konnte man die Flugzeit auf ein Viertelstündchen verlängern. Einmal an einem Sommernachmittag flog ich damit 5/4 Stunden - und konnte danach kaum noch laufen, denn mein Sitzgurt war eigentlich nur ein Jausenbrettchen mit Bändeln dran.
In den folgenden Kult-Videos wird die fliegerische Zeit von damals am besten beschrieben:
Zu dieser Zeit waren im Montafon schon sehr viele Comet CX in der Luft (der erste Schirm von Hannes Papesh), das war dann schon eine andere Kategorie! Leider gab's auch einige Schirme, bei denen offensichtlich Leistung vor Sicherheit gestellt wurde, und damit unweigerlich auch einige Tote, zum Glück nie im Montafon. Bin froh, in dieser Zeit als zufriedener "Abgleiter" unterwegs gewesen zu sein.
Dieser Schirm gehörte mir zwar nie, bin ihn aber ein gutes Jahr als "Leihschirm" geflogen. War einer der ersten Vertreter der sogenannten "Superklasse", nachdem er die Gütesiegelhürde wegen der eingebauten Fiberglasstäbchen genommen hatte.
Damit fing ich das Thermikfliegen so richtig an und habe damit auch das erste Mal auf über 3000 m aufgekurbelt. (Die Höhe wußte ich von einer Fliegerkollegin, zu dieser Zeit flog ich noch ohne Vario).
So gut und sicher der Schirm auch flog, er hatte durch die 2 Gurtaufhängung auch Nachteile, die schön langsam auch zum Thema wurden: Wie kommt man schnell wieder runter?
Wenn mich meine grauen Zellen nicht ganz im Stich lassen, war der Konstrukteur dieses Schirms ein gewisser Gin Seok Song, dieser (Marken-)Name dürfte bekannt sein.
Plötzlich sah' man dann fast nur noch Zx im Montafon. War es nun das geschickte Marketing (es gab von Edel Rücknahme-Preislisten für alle gängigen Schirmmodelle, damit wurde der doch stolze Listenpreis etwas gedämpft) oder die doch beeindruckende Leistung (Sinken< 1m/s)? Ich flog ihn zwar ca. 20 kg unter dem Mindestfluggewicht, aber das war zu der Zeit auch eher normal. Für die Geschwindigkeit war das natürlich nichts (Balloon-fahren?), aber der hatte ja noch 2 interessante Trimmer auf jeder Seite (B-Ebene zum heruntziehen, C-D zum verlängern, fast einen halben Meter lang!). Ich bin ihn ein einziges Mal übers Silbertal im Winter mal voll beschleunigt geflogen und hatte irgendwie das Gefühl, an einem nassen Waschlappen zu hängen.
Die Vorstellung, während einem "Abgang" hier erst mal 4 Trimmer auf Normalposition bringen zu müssen, war für mich nicht ganz vorstellbar, so beschränkte ich mich auf eine human eingestellte, leichte Beschleunigung.
Letztendlich habe ich mit diesem Schirm auch nur einen einzigen "Totalzerstörer" (am BBerg) eingefangen, hier konnte man allerdings die neben dem Stabilo noch offenen Zellen an einer Hand abzählen (Soll: 34). Hab' aber wahrscheinlich nicht alles ganz falsch gemacht, die Hälfte flog gleich mal wieder, für den Rest konnte ich auch noch sorgen. Kategorie: "größtenteils harmlos".
Laut überlieferten, aber leider undokumentierten Versuchen über dem Comosee soll das Teil sogar mit einem ausgehängten Gurt noch geflogen sein!
Mit ein wenig Überwindung und häufigem Training schaffte ich es auch mit diesem Schirm die Steilspirale zu lernen - und die begann mir, zunehmend mehr Spaß zu machen. (Wird aber meine einzige "Kunstflugfigur" bleiben, ich bin sonst eher konservativ veranlagt und genieße es doch sehr, wenn sich die Kappe über mir befindet.)
Hab' da ein interessantes Filmchen gefunden, wo auch noch 2 unserer Clubmitglieder beteiligt waren:
War ein "Gelegenheitsschnäppchen", Magnus beschloss, die Fliegerei an den Nagel zu hängen. Mein erster Papesh-Schirm und der aber auch viiieeel zu groß für mich und ein absoluter "Hund" zu starten. Hab' ein Jahr früher am Rettenbachgletscher bei Ewald den Trick gesehen, den Schirm bei Abwind gegen den Berg aufzuziehen, ihn dann umzudrehen und zu starten - so die einzige Chance! Konnte ich 2x gut brauchen und hat auch bei mir funktioniert.
Sogar Mike, der damals als Nova-Testpilot bei uns fleißig seine Vrillen und Loopings flog, mußte abends am Kropfenstartplatz damit beinahe bis zur Straße runterlaufen!
Trotzdem war ich vom Handling und seiner Dynamik (vor allem im Gegensatz zum Zx) absolut begeistert. Zusammen mit Robert bin ich damit auch das erste Mal nach Schnifis geflogen, der erste noch kleine Schritt Richtung Streckenfliegen.
Ich genoß zunehmend das "Fliegen on demand". Starten, Fliegen, solange man Lust hat, Landen möglichst dort, wo man später nochmals rausstarten kann. Mein Lieblingsplatz im Frühling: Langwies oder Oberwies unter dem Itonskopf. Dort trifft man allerhöchstens Tourengeher und kann in Ruhe den Dohlen und Raben zuschauen und bemerkt, wie diese rein zum Spaß in der Luft ihre Manöver vorführen. Diese Einstellung zum Fliegen gilt für mich als Vorbild!
In bester Erinnerung ist mir Allerheiligen '95 geblieben. Durch Fredi wurden wir mit einem uralten Traktor im Anhänger bis unterhalb vom Monteneu hinaufgebracht, wir hatten g'rad mal 150 m Spielraum bis zur absolut dichten Inversion, da war Fläche natürlich von Vorteil. Fredi und Helmut E: mit Edel Zx 27 und eben auch mein Sphinx und ich schafften es, noch über dem Sumpf aufzukurbeln. hMax 2700, anschließend sind wir alle 3 am Itonskopfssattel eingelandet. Nach anschließendem nochmaligen Aufdrehen hab ich mir noch eine Talquerung mit Landung am Kapell gegeben (die Inversion sah' wirklich unwirtlich kalt aus) wo mir ein Wanderer dann die interessante Frage stellte: "Hat's nicht mehr gereicht bis hinunter?"